VITA ANTIQUA Library ISBN 966-95597-1-5
One hundred years of Chernyakhov culture. Collection of scientific articles. K., 1999
(DE)
Die handgemachte Keramik aus dem Gräberfeld des 3. - 4. Jhs. n. Chr. in Druznoe auf der Krim, 322-371
Vladimir VLASOV
Im Keramikm&terial von Drurime überwiegen deutlich handgemachte Tongefässe. Sie machen 75 % (432 Gefässe) des ganzen keramischen Material aus. Unter d' r scheibenged e ten Keranvk beträgt der Anteil von rorglasie-’er Keramik 23,25 %, von Amphoren 1,25 % und von grauer Keramik des Cernpchov Typus 0 5%. Die Untersuchung der handgemachten Keramik wurde aufgrund der typologischen Gliederung, im Hinblick auf morphologische Merkmale durchgefiihrt. Die handgemachten Keramikformen sind folgendermassen vertreten: Schüssel -13 Typen, insgesamt 137 Exemplare; Teller - ein Typ, 2 Exemplare; kleine Teller -.? Typen 6 Exemplare; Untertassen - ein Typ, 2 Exemplare; Salzschüsselchen - 2 Typen, 4 Exemplare, Fussschalen - ein Typ, 1 Exemplar; Töpfe 16 Typen , 77 Exemplare; Krüge - 11 Typen, 94 Exemplare, Schalen - 12 Typen, 88 Exemplare, Becher - 7 Typen, 11 Exemplare; Tassen - 6 Typen, 10 Exemplare.
Zahlreiche Gefässe sind mit Rdiefomament, seltener mit Dellendekoration verziert. Viele Gefässhenkel sind am Ende mit Relieffortsätzen, manchmal auch mit plastischen Vögel- und Tierdarstellungen versehen
Aus dem Vergleich des handgemachten Keramikmaterials aus Dru/noe mit anderen Gräberfeldern der nördlichen Schwarzmeerküste, der Krim und den benachbarten Gebieten ergibt sich, dass ich im Keramikkomplex aus Drufeme einige Gefässformen verschiedener Herkunft unterscheiden lassen. An der ersten Stelle sind zwei quantitativ gleiche Gruppen der handgemachten Keramik des neutralen ethnischen Charaters zu nennen Es handelt sich hier um weit verbreitete Formen, deren erste Gruppe die bronzezeitlichen und spätskythischen Traditionen aufweist, während die zweite in einigen Gräberfeldern der Krim des 3 - 4 Jhs. vertreten ist (90 Gefässe - 20,8 %). Die zweite Stelle nimmt die handgemachte Keramik nordkaukasischer Herkunft (49 Gefässe - 11,3 %) ein, die dritte - die Keramik, die im europäischen Teil des Bosporanischen Reiches hergestellt wurde (37 Gefässe - 8,6 %). Obwohl die spätskythische archäologische Kultur im 3. - 4. Jh. nicht mehr existierte, setzten sich die für sie charakteristischen handgemachten Keramikformen fort (28 Gefässe - 6,52 %) So machen die spätskythischen Formen 3,5 % (15 Gefässe) des gesamten Keramikmaterials aus, während die Gefässe, die bei den Skythen am Ende des 4. und im 5. Jh. v. Chr. auftauchten, nur in 7 Exemplaren (1,62 %) vertreten sind. Noch seltener kommen die Formen vor, deren Herstellungsart von den Spätskythen aus dem mittleren Dneprgebiet auf die Krim mitgebracht wurde (6 Gefässe - 1,4 %). Nur vier Gefässe (0,93 %) lassen sich aus dem Flussgebiet des Boh herleiten. Enge Verbindungen mit dem unteren Dongebiet und Kuban, d.h. mit ethnisch gemischter, im Grunde genommen vorwiegend meotischer Bevölkerung, weisen 25 Gefässe auf (5,8 %). Etwas schwächer ist die sarmatische Keramik repräsentiert (20 Gefässe - 4,65 %). Unter den Keramikformen befinden sich auch diejeniegen, die ihre Entsprechungen in den Przeworsk-, Wielbark- und Cernjachov-Kultur finden (13 Gefässe - 3%). Die Population, die in Druznoe ihre Toten beisetzte, konnte ziemlich genau die antike rotglasierte Keramik nachahmen (14 Gefässe - 3,25 %). Relativ zahlreich sind Formen mit Merkmalen von verschiedenen, oben genannten Gruppen (48 Gefässe - 11,1 %). Schliesslich gibt es auch Formen der unbestimmten Flerkunft (14 Gefässe - 3,25 %).
Die handgemachte Keramik aus DruZnoe ist demnach ethnisch unterschiedlich. Die ausgesonderten Formengruppen lassen feststellen, dass in der polyethnischen Population, die das Gräberfeld belegte, die Alanen die grösste Rolle spielten. Mit ihnen lebten die Sarmaten, Spätskythen, Bosporaner, Meoten und Germanen. Eine ähnliche Zusammensetzung der Keramikformen kommt auch in den anderen Krimer Gräberfeldern vor, die zeitlich und im Hinblick auf die materielle Kultur der Nekropole in Druznoe nahestehen. Es handelt sich hier um die Gräberfelder in Nejzac, Pereval’noe, Ozemoe Ш, Suvorovo, Manguä, Cemaja reika, Inkerman und Sovchoz 10. Die grösste Formenvielfalt vertritt die Keramik aus Nejzac (unpublizierte Ausgrabungen von I. Chrapunov). Es ist zu vermuten, dass ähnliche Mischpopulationen auch die anderen Regionen der zentralen und südwestlichen Krim bewohnten. Die Analyse der handgemachten Keramik hat ermöglicht, die ethnische Zusammensetzung der Population von Druznoe im 3. - 4 Jh. zu rekonstruieren. Um den Entstehungsprozess dieser Gruppe, besonders in der frühen Phase, zu verfolgen, ist es jedoch nötig, auch die anderen Grabbeigaben und den Bestattungsritus zu untersuchen.
Infolge von langwierigen Kriegen verloren die Spätskythen seine Unabhängigkeit und wurden am Ende des ersten Jahrzehntes des 3. Jhs. vermutlich ins Bosporanische Reich einverleibt. Es ist möglich, dass während dieser skythisch-bosporanischen Kriege, auf die Krim neue Gruppen von Barbaren kamen, welche die birituellen Nekropolen in Bel’bek 1, Skalistoe III, Tankovoe, Sovchoz 10, Cemaja reöka und das Brandgräberfeld in Aj-Todor (Grab 34) hinterliessen. Der Beigaben- und Bestattungssitte nach handelt es sich hier um die Sarmaten und Germanen, die häufig in einer Gemeinschaft lebten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach, wurden die Gräberfelder mit nur Skelettbestattungen, wie Ozemoe III, Pereval’noe, Nejzac, Suvorovo und Druznoe, von den Sarmaten angelegt. Die frühesten Grabkomplexe in diesen Nekropolen datieren ins zweite Viertel des 3. Jhs. Ihre charakteristischen Züge sind Nischengräber, seltener einfache Erdbestatttungen, in denen die handgemachte Keramik völlig fehlt. Aufgrund der Steinkonstruktion in der Eingangsgrube des Grabes 67 in Druznoe, kommt noch der spätskythische Anteil in Frage.
Ab zweiter Hälfte des 3. Jhs. kamen auf die Krim zahlreiche Gruppen der Alanen, die früher in Nordkaukasus lebten. Ihnen schlossen sich die Sarmaten von den Ostgebieten der nördlichen Schwarzmeerküste, die mit dem Leben von in den 40-er Jahren des 3. Jhs. zerstörten Siedlungen davongekommenen Meoten und ein Teil von Bosporanem an. Sie siedelten sich in denselben Orten an, wo früher die Sarmaten lebten, deren Hinterlassenschaft der frühe Horizont in Druznoe, Nejzac, Pereval’noe, Ozemoe III und Suvorovo ist. Vermutlich gleichzeitig mit den Immigranten, vor allem den Alanen, oder aber etwas später, kamen vom Norden her die sarmatischen und germanischen Stämme. Mit den Alanen vereint, bereiteten sie den Spätskythen das Ende. Irgendwelche spätskythische Gruppen wanderten ins Borporanische Reich aus, die anderen kamen nach Chersones; diejenigen, die auf der Halbinsel geblieben sind, haben sich an die neue Situation adaptiert und bewohnten vor allem den zentralen und südwestlichen Teil der Krim.
Nach allen diesen Ereignissen erfolgte im barbarischen Milieu ein intensiver Prozess, der zur Entstehung einer synkretischen Kultur führte. Das Mischvolk wurde von spätantiken und frühmittelalterlichen Autoren «Skythen», «Skythotauren», «Goten», «Alanen» und «Gotalanen» genannt.
Am Ende des 4. Jhs. verliess die Bevölkerung der zentralen Krim ihre Sitze, wahrscheinlich vor der Gefähr des Hunnenangriff in sichere Regionen der Hauptkette des Krimgebirges flüchtend. Die Nekropolen Druinoe, Nejzac und Pereval’noe hörten auf. Im Gebirge wurden neue Gräberfelder in Skalistoe und Lucistoe angelegt, mit derselben hangemachten Keramik und Bestattungssitte. Aus der polyethnischen barbarischen Bevölkerung als Hauptbasis entstand die mittelalterliche Krim-Population.
Language: Russian
Cite as:
Vlasov, V. 1999. Lepnaya keramika iz nekropolya III-IV vv. n.e. Druzhnoe v Krymu (Die handgemachte Keramik aus dem Gräberfeld des 3. - 4. Jhs. n. Chr. in Druznoe auf der Krim). In: Levada, M.E. (ed.). Sto let chernyahovskoy kulture (One hundred years of Chernyakhov culture). Collection of scientific articles. K.: VITA ANTIQUA Library, 322-371 (in Russian).